Wu Yiching: Die andere Kulturrevolution
Die chinesische #Kulturrevolution ist überraschenderweise bislang kaum erforscht. Dabei war sie eine der größten und blutigsten politischen Kampagnen in der Geschichte der Volksrepublik #China. Mit dem von Ralf Ruckus übersetztem und herausgegebenem #Buch “Die andere Kulturrevolution. 1966-1969: Der Anfang vom Ende des chinesischen Sozialismus” liegt nun die sehr interessante Arbeit von Wu Yiching endlich auf Deutsch vor.
Bombardiert das Hauptquartier!
Wu Yiching behandelt in “Die andere Kulturrevolution” weniger die politische Haltung Maos und der Partei, sondern untersucht die überschießenden Elemente der Kulturrevolution und arbeitet heraus, wie ganz unterschiedliche Akteure sich selbst ermächtigen für ihre Interessen zu kämpfen und damit mit dem Apparat schnell in Konflikt geraten.
Ein – wie ich finde – besonders drastisches Beispiel für die Verkommenheit des maoistischen, autoritären #Sozialismus ist die Blut-Linien-Theorie, die sich Mitte der 1960er Jahre herausbildet. Diese besagt, dass die Kinder von KP-Kadern und RevolutionsveteranInnen per Abstammung selbst RevolutionärInnen seien. Als Beispiel für die Kritik an diesem absurden Kastensystem stellt Wu mit Yu Luoke einen jungen Arbeiter vor, der sich für egalitäre Rechte in der Gesellschaft einsetzt.
Befriedung durch “Reformen”
Interessant ist auch Wu Yichings These, dass sich der Parteiapparat vor diesen Forderungen und Kämpfen durch die Einleitung des Prozesses der Öffnung des chinesischen Markes rettet. Die Klammer zwischen Maiosten und sog. Revisionisten oder Reformern ist der Machterhalt und die Absicht die Gesellschaft zu kontrollieren. So wirkt die Kulturrevolution stärker auf die Gegenwart ein als dies zunächst scheint.
Der Übersetzer Ralf Ruckus publiziert übrigens regelmäßig interessante Beiträge über diese chinesische Gegenwart.