MW
«MW» von Osamu Tezuka ist ein spannender Thriller, ursprünglich erschien er 1976 in Fortsetzung. Der Autor (laut Verlag der “Erfinder des modernen Manga”) verwebt in der Geschichte verschiedene Ebenen, es geht um Religion und Moral, um das Verhältnis Japans zu den USA während des Vietnamkrieges, um die große Politik und Korruption usw.
Die ganze Komplexität der Charaktere und der Geschichte lässt sich dann auch nicht einfach entwickeln, «MW» hat über 500 Seiten. Nachdem ich mich mal darauf eingelassen habe hat mich die Geschichte durchaus gefesselt. An Dramatik und Spannung mangelt es keineswegs. Problematisch fand ich beim Lesen die Auseinandersetzung mit der Moral. Im Mittelpunkt der Geschichte steht die Beziehung zwischen einem Priester und einem zutiefst sadistischen und manipulativen Verbrecher. Diese Beziehung ist von Missbrauch, Abhängigkeit und Manipulation geprägt. Hier wird ein völlig schiefes Bild von Homosexualität gezeichnet. Natürlich gibt es problematische homosexuelle Beziehungen, aber in MW spielt Homosexualität einerseits eine große Rolle, andererseits kommen nur vollkommen kranke Beziehungen vor. Davon abgesehen finde ich den bei Carlsen erschienen Band durchaus spannend und interessant.