Snowpiercer – Terminus
Die soeben in deutscher Version erschienene Fortsetzung des Klassikers Snowpiercer hat mich positiv überrascht. Jean-Marc Rochette und Benjamin Legrand knüpfen durchaus am anspruchsvollen Stoff der Geschichte an, verpassen ihr aber gleichzeitig eine interessante Modernisierung.
Nachdem Snowpiercer im letzten Jahrzehnt erfolgreich verfilmt wurde und derzeit als Serie bei Netflix läuft, hat Egmont vor einigen Monaten die ersten drei Bände aus den 80ern in einer Gesamtausgabe neu aufgelegt. Nun folgte der bisher auf deutsch nicht erschienene vierte Band Terminus von 2015.
Ich war durchaus misstrauisch und hatte den Verdacht, dass angesichts der erfolgreichen Verfilmung eine lieblose Fortsetzung in den Markt geworfen wurde um vom Revival zu profitieren. Weit gefehlt – die Fortsetzung ist sowohl bezüglich der Geschichte als auch bezüglich der Grafik sehr gelungen. Die Besatzung des Snowpiercers erreicht in letzter Minute (der Zug ist kaputt) eine unter den Schneemassen begrabene ehemalige Forschungsstation die aufgrund eines Atomkraftwerkes mit Energie versorgt wird und so das überleben garantiert. Allerdings leckt das Atomkraftwerk, so dass die Menschen der radioaktiven Verseuchung ausgesetzt sind. Ein biopolitisches Regime ermöglicht das Überleben, ist aber gleichzeitig sehr repressiv und ethisch fragwürdig. Es kommt zur Rebellion. Der Band vermeidet platte Helden und liest sich erneut als ein Kommentar zu Fragen unserer aktuellen Gesellschaft. Die kolorierte Grafik ist äußerst stimmungsvoll, knüpft an den Vorgängerbänden an, ist aber gleichzeitig keine bloße Kopie. Ich habe Terminus ausgesprochen gerne gelesen.