Contrapaso – Die Kinder der Anderen
«Contrapaso – Die Kinder der Anderen» von Teresa Valero ist ein sehr faszinierender Comic, dessen Handlung im faschistischen Spanien der 50er Jahre angesiedelt ist. Zwei Journalisten trotzen der Zensur und recherchieren abartige Verbrechen, die das Regime vertuschen will.
Teresa Valero überzeugt nicht nur durch ihre wunderschönen und sehr atmosphärischen Zeichnungen. Sie hat auch sehr ausführlich über die spanischen 50er Jahre recherchiert. Bigotterie, Repression und Grausamkeit prägen die Nachkriegszeit. Zwar ist die konkrete Geschichte der beiden Journalisten fiktiv, nicht aber das Ambiente in dessen Rahmen die Verbrechen geschehen. Zwangsadoption, Menschenversuche in der Psychiatrie und eine schier unglaubliche patriarchale Unterdrückung der Frauen und Homosexueller sind die Normalität der Nachkriegszeit. Originaldokumente aus zeitgenössischen Frauenzeitschriften und andere eingestreute Dokumente lassen erschauern. Doch wie sich in Valeros Nachwort erfahren lässt, beschränkt sich ihre Recherche nicht auf den großen Rahmen. Selbst die Madrider Bars, in denen die Protagonisten sich aufhalten, hat sie von zeitgenössischen Fotos abgezeichnet.
Spannend inszeniert sind auch die Charaktere der beiden recherchierenden Lokaljournalisten. Der alte Sanz, Ex-Falangist und Zyniker, bekommt den jungen, draufgängerischen Lenoir zur Seite gestellt. Den beiden Männern gelingt es nach anfänglichen Schwierigkeiten eine gemeinsame Arbeitsbasis zu entwickeln, dieser Prozess ist durch die Autorin glaubhaft dargestellt.
Der Splitter-Verlag verlegt «Contrapaso – Die Kinder der Anderen» in gewohnt schöner und hochwertiger Ausstattung. Dieser Band ist in meiner persönlichen Liste der besten Comic des Jahres 2021 mit Sicherheit unter den oberen Plätzen angesiedelt.